Uta (46) ist nun seit 18 Monaten von ihrem Mann geschieden. Insgesamt sind sie sogar schon 3 Jahre getrennt. Dennoch denkt sie jeden Tag an ihn und kann sich einfach nicht mit der Situation abfinden.
Uta hat schon vieles versucht. MBSR und progressive Muskelentspannung, Nordic walking, Ablenkung durch Impro-Theater, Gesprächsgruppen und auch Akkupunktur waren dabei.
Sie hat auch alles im Haus umgestaltet und alle Erinnerungen an ihren Ex-Mann entfernt.
Sobald aber Ruhe einkehrt fängt das Gedankenkarussell wieder an zu drehen. Sie beschäftigt sich mit vielen Fragen: Was hat sie nur falsch gemacht? Warum musste es alles so kommen und wieso konnte sie es nicht verhindern?
Was wäre gewesen, wenn sie damals nicht mit dieser Monika und ihrem Mann begegnet wären? Und wieso hat er keinen richtigen Versuch unternommen, die Ehe zu retten?
Die Trennung kostet Kraft und der Trennungsschmerz zehrt an ihr. Sie ist in dieser Zeit sichtbar gealtert und das liegt sicherlich nicht nur am wenigen Schlaf. Sie ist auch häufig krank und kann sich nicht mehr so gut konzentrieren. Darum hat sie auch ihre Stundenanzahl reduziert, denn im Krankenhaus können kleine Fehler tödliche Auswirkungen haben.
Als ich mit Uta zum ersten Mal gearbeitet habe, lernte ich eine selbstbewusste Frau kennen, die mitten im Leben stand und ihre Probleme weglächelte. Als Mutter zweier fast erwachsener Kinder hat sie schon viel erlebt und war eigentlich nicht so leicht zu schocken. Sie war auch sehr reflektiert und konnte mir vieles über sich und ihr Problem erzählen. Sie hatte viele Bücher gelesen, die sich mit den Themen Trennung, Scheidung, Trennungsschmerz, Selbstliebe, Loslassen und mehr befassten. Dennoch fand sie darin keine Lösung.
In der ersten Sitzung war schnell klar: Hier sitzt ein Kopfmensch mit einem großen Herzen vor mir, der jede Kleinigkeit sorgfältig durchdachte. Eigentlich ist das eine ungewöhnliche Kombination, den meistens sind Menschen in Pflegeberufen eher vom Gefühl gesteuert anstatt vom Verstand.
War das die Ursache, weshalb Uta aus ihrem Trennungsschmerz so schlecht herauskam?
Ich schlug ihr vor, die Ursache in einer Hypnosesitzung herauszufinden.
Die Hypnose ist ein tiefer Entspannungszustand, in dem meine Klienten zu ihrem Unterbewusstsein Zugang finden. So findet man Zugang zu verblassten Erinnerungen und Erlebnissen aus der Kindheit. Ich nutze es zur Analyse. In dieser Sitzung berichtete Uta über Erlebnisse aus ihrem Elternhaus, an denen ich die Ursache für ihren nicht endenden Schmerz erkennen konnte.
Uta wuchs in einer intakten Familie und hatte– wie sie selbst sagte – eine schöne und harmonische Kindheit. Ihr Vater war Lehrer an einem Gymnasium. Er war ein sachlicher, strukturierter und ordentlicher Mensch. Was er sagte, war Gesetz. Er war der Entscheider zuhause und seine Welt bestand aus Formeln, Gleichungen, Ableitungen und Regeln. Seine Fächer waren Physik und Mathematik.
Utas Mutter war das genaue Gegenteil. Sie war ein Herzensmensch durch und durch. Sie hatte die drei Kinder großgezogen obwohl sie in Vollzeit gearbeitet hatte. Sie brauchten das Geld, sagte sie immer. Bis zur Rente arbeitete sie in ihrem Job als Hebamme, den sie sehr liebte.
Ihre Eltern vermittelten ihr ziemliche gegensätzlich Haltungen. Herz oder Kopf, was ist nun richtig? In Utas Inneren gibt es auch heute noch oft eine Zerrissenheit, wenn es um das Treffen von Entscheidungen geht. Das ist wie Engelchen und Teufelchen auf der Schulter und das macht sie manchmal ziemlich fertig. Denn einerseits möchte sie es allen Recht machen und andererseits möchte sie keine falsche Entscheidung treffen. Wie kommt das?
Falsche Entscheidungen können Konsequenzen haben. Das hatte sie schon früh gelernt und war in ihrem Kind-Ich manifestiert. Wenn Sie in der Schule früher eine Klassenarbeit versaut hatte (und das passierte sehr selten), dann musste sie stundenlang alle Aufgaben nochmal und nochmal rechnen, solange, bis sie endlich alles fehlerfrei konnte.
In der Hypnosesitzung kamen Bilder und Erlebnisse an die Oberfläche, die dieses Yin und Yang der Lebensregeln ihrer Eltern widerspiegelten. Das war in ihr in Form von Werten und Glaubenssätze manifestiert.
So wurde klar, dass der Trennungsschmerz nicht aufhörte, weil sie diesen unbewusst als „Ich habe das nicht richtig gemacht“ einsortiert hatte. Dieses emotionale Erlebnis konnte sie aber nicht – wie früher durch „Nachsitzen“ – korrigieren. Somit gab es für sie keine Möglichkeit, ihren „Fehler“ wieder gut zu machen und so aus dem Teufelskreis zu entkommen.
Das Verhalten des inneren Kindes war also die Ursache. Jetzt war es ganz einfach. Der innere Frieden konnte wiederhergestellt werden, in dem Uta lernte, dass ein Fehler nicht unbedingt korrigiert werden muss. Der Fehler ist einfach passiert. Das ist ganz normal und menschlich. So verstand auch ihr Unterbewusstsein, dass die Trennung nicht ihr Fehler war und nicht korrigiert werden muss. Die innere Zerrissenheit und die damit verbundenen Glaubenssätze lösten wir auf. So konnte eine neue innere Ordnung entstehen und Uta ohne schlechtes Gewissen ihrem Herzen folgen. In den folgenden Tagen fiel es ihr leichter, die Trennung zu akzeptieren, loszulassen und einen Neuanfang zu wagen.