Blog von Thomas Harneit

Mütter am Limit -zwischen Überforderung und Liebe

Geschrieben von Melanie Andel | 04.10.2025

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Regretting Motherhood – zwischen Liebe und Überforderung

„Regretting Motherhood“ – ein Begriff, der in den letzten Jahren in die öffentliche Diskussion gerückt ist. Er beschreibt nicht, dass Mütter ihre Kinder nicht lieben. Sondern vielmehr, dass sie die Rolle der Mutter mit all ihren Erwartungen, Opfern und gesellschaftlichen Zwängen manchmal bereuen.

Die gesellschaftliche Bühne

Mutterschaft wird oft verklärt: In Werbungen, in Filmen und in den Köpfen vieler Menschen ist sie die Erfüllung schlechthin. Die Frau als liebevolle Mutter, die geduldig, opferbereit und glücklich ist. Gleichzeitig wird von ihr erwartet, Arbeitnehmerin, Partnerin, Hausfrau und Organisatorin des Familienlebens zu sein.

Diese widersprüchlichen Anforderungen können kaum zu bewältigen sein:

  • Im Job soll sie flexibel, leistungsstark und zuverlässig auftreten.

  • Zu Hause soll sie präsent, liebevoll und stets verfügbar sein.

  • Gesellschaftlich soll sie am besten auch noch attraktiv, gepflegt und ausgeglichen wirken.

Überforderung – das unsichtbare Gewicht

Die Überforderung entsteht nicht durch ein einzelnes To-do, sondern durch die Dauerlast der Verantwortung. Viele Mütter beschreiben das Gefühl, gleichzeitig in fünf Rollen funktionieren zu müssen – und in keiner davon wirklich zu genügen.

Ein typischer Tag kann so aussehen:

  • 06:00 Uhr: Aufstehen, Brotdosen packen, Kinder wecken, Diskussion über die falschen Socken führen.

  • 07:30 Uhr: Schnell zur Kita/Schule, auf dem Weg noch anscheinend „nebenbei“ die Einkaufsliste im Kopf erstellen.

  • 08:30 Uhr: Im Job ankommen – pünktlich, konzentriert, freundlich, obwohl der Kopf noch beim Zahnarzttermin fürs Kind ist.

  • 12:00 Uhr: In der Pause nicht erholen, sondern schnell Mails von Schule und Sportverein beantworten.

  • 15:30 Uhr: Feierabend – aber kein Ausruhen. Stattdessen Kinder abholen, einkaufen, Arzttermin wahrnehmen.

  • 18:00 Uhr: Kochen, parallel Hausaufgaben beaufsichtigen und Streit schlichten.

  • 20:30 Uhr: Kinder ins Bett bringen, anschließend Küche aufräumen, Wäsche einschalten.

  • 22:00 Uhr: Endlich Sofa – doch im Kopf schon die To-do-Liste für morgen: Elternabend, neue Schuhe, Projektdeadline im Job.

Am Ende des Tages bleibt das Gefühl: Alles geschafft – und doch zu wenig. Für die Kinder da gewesen, aber nicht so, wie man wollte. Den Job erledigt, aber nicht mit voller Energie. Für sich selbst? Keine Zeit.

Regretting Motherhood – was es wirklich bedeutet

Wenn Frauen sagen, dass sie Mutterschaft bereuen, heißt das in den meisten Fällen nicht, dass sie ihre Kinder nicht lieben. Es bedeutet:

  • Sie fühlen sich von der Rolle und den Erwartungen erdrückt.

  • Sie vermissen das eigene Leben, die Freiheit, die Selbstbestimmung.

  • Sie spüren, dass die Gesellschaft zu wenig Räume bietet, in denen Mütter sie selbst sein können – jenseits von „Mama“.

Zwischen Liebe und Erschöpfung

Viele Mütter beschreiben dieses Spannungsfeld so:
„Ich liebe meine Kinder unendlich. Aber ich hasse die ständige Überforderung, das Gefühl, immer zu kurz zu kommen und nie gut genug zu sein.“

Überforderung zeigt sich dabei nicht nur im Kopf, sondern auch im Körper: Schlafprobleme, Gereiztheit, Erschöpfung bis hin zu Burnout. Das zeigt, wie ernst dieses Thema ist – und wie notwendig es ist, darüber zu sprechen.

Was sich ändern muss

  • Mehr gesellschaftliche Anerkennung für Care-Arbeit.

  • Faire Verteilung von Verantwortung zwischen Partnern.

  • Politische Unterstützung durch bessere Kinderbetreuung, flexible Arbeitsmodelle und finanzielle Absicherung.

  • Raum für Ehrlichkeit: Ein offener Umgang mit ambivalenten Gefühlen, ohne sofort verurteilt zu werden.

Fazit

Regretting Motherhood ist kein Angriff auf Kinderliebe – sondern ein Spiegel unserer Gesellschaft, die Müttern gleichzeitig zu viel und zu wenig gibt.
Zu viel Druck, zu viele Erwartungen.
Zu wenig Unterstützung, zu wenig Anerkennung.

Überforderung ist das Ergebnis dieser Kluft: zwischen dem Idealbild der perfekten Mutter und der Realität, in der eine Frau täglich versucht, alles gleichzeitig zu tragen.

Und genau deshalb braucht es mehr Offenheit, mehr Verständnis und mehr Strukturen, die Müttern erlauben, sie selbst zu bleiben – in Liebe zu ihren Kindern, aber auch in Liebe zu ihrem eigenen Leben.

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